Rosemary Edghill: Book of Moons

Rosemary Edghill: Book of Moons
(TOR Books 1995, 220 Seiten, $ 5.99) 

"Buch der Monde" gehört eigentlich nicht zu den Büchern, die hier gewöhnlich besprochen werden. Der Untertitel sagt, es sei "A Bast Mystery", wobei Bast übrigens eine Person ist. Das deutet darauf hin, daß es zumindest schon einen Vorgänger gab, wo diese Person dem Publikum vorgestellt wurde. Meiner Meinung nach könnte das "Speak Daggers To Her" sein, was ich natürlich geordert habe, um die Wahrheit von da draußen in mein Regal zu holen.
Mystery kann vieles sein, durch das Fernsehen verbindet sich der Begriff heute sicher vor allem mit Akte X usw. Darum geht es jedoch in dem Roman nicht. Er stellt Mystery im ursprünglichen Sinne dar, etwas, das der deutsche Leser unter diesem Namen nicht kennt. Vielleicht ist das Buch eine Art Krimi, aber ohne Detektive und Polizisten, sondern von der Art, wo ein ganz normaler Mensch durch die Umstände gezwungen ist, ein Verbrechen aufzuklären.
Bast ist eine Art Spitzname von Karen Hightower, der anscheinend auf die ägyptische Göttin Bastet zurückgeht (das Lexikon der Mythologie und das der Magischen Künste erwähnen sie leider nicht). Es ist ihr Hexenname, denn sie gehört der Religion der Wicca an. Dies scheint eine Art Subkultur zu sein, die es tatsächlich gibt, aber hier begebe ich mich auf unsicheres Terrain. Was habe ich da eigentlich gelesen? Mainstream, der tatsächlich existierende Dinge zeigt? Oder doch Phantastik?
Die modernen Hexen geben sich natürlich nicht mit derart phantastischen Dingen wie Zaubersprüchen und Tränklein ab. Sie üben bestimmte Rituale aus, hängen eben einer Art Naturreligion an, die ein gewisser Gardener begründet haben soll. So richtig offiziell machen sie das trotz aller amerikanischer Religionsfreiheit nicht, aber auch nicht gerade im Untergrund.
Jede Hexe, die übrigens auch männlich sein können, hat ein "Buch der Schatten", in die sie alles mögliche esoterische einträgt. Wie es auf der Buchrückseite heißt: teils Rezeptbuch, teils Liturgie, teils Tagebuch. Und solche Bücher scheinen nun plötzlich in der Gemeinde, der Bast angehört, zu verschwinden. Auf wirklich mysteriöse Weise.
Zur gleichen Zeit taucht jemand auf, der behauptet, mit einem solchen Buch beweisen zu können, daß Wicca keine neuzeitliche Religion ist, wie alle denken, sondern mindestens bis zur Zeit Maria Stuarts zurückreicht - weil er angeblich das Buch der Schatten Königin Marias besitzt. Der Mann wird dann ermordet...
Plötzlich spitzt sich das Geschehen schnell zu. Bast findet die verschwundenen Bücher einschließlich des "Buches der Monde" von Königin Maria Stuart und findet heraus, wie sie gestohlen wurden. Und sie gerät in die Gewalt des Mörders, der dem kostbaren alten Buch nachjagt. Am Ende spielt die Religion oder Magie gar keine Rolle, sondern es geht nur um das Geld.
Rosemary Edghill beschreibt die Aktivitäten und Haltungen der Wicca-Anhänger mit vorsichtiger Ironie. Die "Hexen" selbst scheinen sich auch nicht gerade allzu ernst zu nehmen, jedenfalls bis zu einem Punkt. Daß Diebstähle und Morde unter ihnen geschehen, hat letztlich nichts mit ihrer Philosophie zu tun, sondern zeigt eher, daß sie ein ganz normaler Teil der Gesellschaft sind, wo so etwas nun mal leider passiert.
Einen Kriminalroman - oder eben Mystery - in diesen Kreisen anzusiedeln, ist aber etwas ganz neues, wie "USA Today" bemerkte. Und es verbindet diesen Mystery-Roman auf eine subtile Art mit dem Genre der Phantastik oder Fantasy, wo es ja auch irgendwie um Magie, Mystizismus und manchmal Hexen geht. 

SX 95

 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Good Omens 2

Damsel – der Film

Lois McMaster Bujold: Spiegeltanz