David Weber & Steve White: In Death Ground

 

Mit diesem umfangreichen Buch haben Weber und White den dritten Roman aus ihrem "Starfire-Universum" vorgelegt. Die ersten waren "Crusade" und "Insurrection" ( s. SX 83). Auffallend an diesem "Zyklus" ist, daß er nicht chronologisch abläuft. Der zuerst erschienene Band "Insurrection" liegt in seiner Handlung auch jetzt noch relativ weit in der Zukunft, "In Death Ground" spielt ein paar Jahrzehnte nach dem verhängnisvollen Kreuzzug in "Crusade". Das hat bisher nicht besonders gestört, da die Handlung der einzelnen Bücher in sich abgeschlossen war und nur über das Universum und einige Personen miteinander zusammenhing. Der nächste Band muß nun aber etwas anders geartet sein, denn der gerade aktuelle Krieg ist noch längst nicht vorbei!
Ja, natürlich geht es um Krieg, worum denn auch sonst?
Eine kleine Vermessungseinheit der menschlichen Föderation, mit welcher die Orioniden und Ophiuchi verbündet sind, erkundet neue Warppunkte. Und eines Tages geschieht das, wovor die Föderation nur ein SF-Autor (!) gewarnt hat, das aber bisher niemand so recht glauben konnte. Auf der anderen Seite des Sprungpunktes befindet sich nicht nur eine technologisch hochentwickelte Zivilisation, nein, die greift auch die Vermessungsschiffe sofort an - ohne jeden Kontaktversuch, ohne zu zögern.
Bevor sie vernichtet werden, können die Forschungsschiffe noch die Heimat alarmieren, aber es ist zu spät. Eine ungeheure Anzahl von Kriegsschiffen strömt durch den neuen Warppunkt und wirft die sich verzweifelt verteidigenden Menschen aus System um System. Die Fremden sind den Menschen nicht unbedingt technisch überlegen, sie stecken sogar viel höhere Verluste ein als diese - aber sie stecken sie halt ein, ohne mit den nicht vorhandenen Wimpern zu zucken.
Und es kommt noch dicker. Als man die ersten, bzw. letzten Bilder von den im Stich gelassenen Kolonien sieht, ist die ganze Föderation entsetzt. Insektenähnliche Monster landen und schlachten die Menschen ab, um sie aufzufressen! Was man bisher von der Verfilmung Heinleins "Sternenkrieger" sah, wirkt gegen die Schilderung dieser Greuel wie eine Gutenachtgeschichte.
Menschen und Verbündete werfen sich dem Bugs genannten Feind mit allem entgegen, was sie haben. Aber es dauert eine ganze Weile, bis man dessen Vormarsch stoppen und schließlich die besetzten Kolonien zurückerobern kann.
Aber damit ist es noch lange nicht ausgestanden. Dicht bei der Erde, im Centauri-System, taucht eine Erkundungseinheit der Bugs auf und das Oberkommando zögert nicht, eine Offensive zu starten. Doch "Operation Pesthouse" wird zu einem fatalen Desaster! Die Bugs haben eine Falle gestellt, indem sie hunderte Schiffe und ein ganzes bewohntes System opferten - für Menschen einfach unvorstellbar. Mit dem knappen Entkommen aus dieser Hölle endet der Roman schließlich. Es ist klar, daß da noch eine Fortsetzung kommen muß.
Im Gegensatz zu den Solo-Werken Webers gibt es in dieser Koproduktion keinen ruhigen Anfang mit einer Kulmination am Ende. Das Buch beginnt mit der wilden Action von Raumschlachten und steigert sich unaufhörlich. Die Handlungsträger wechseln so oft wie die Kriegsschauplätze, und auch legendäre Hauptpersonen sterben einmal. Die Zahl der eingesetzten Raumschiffe und die der Opfer ist unglaublich hoch. Aber es gibt für die Menschen und ihre Alliierten keine andere Möglichkeit, als zu kämpfen. Die Bugs sind wie eine Naturgewalt, aber sie entsprechen nicht unbedingt dem Klischee vom Insektenstaat mit Kollektivbewußtsein. Ihr Verhalten ist durchaus vernünftig, wenn auch völlig fremdartig. Das haben die beiden Autoren ziemlich überzeugend dargestellt.
Das Buch hat wohl kaum eine besonders tiefgründige Aussage in Sachen Krieg, die darüber hinaus geht, wie schrecklich er sein kann. Es scheint eher ein Gedankenexperiment zu sein: was wäre, wenn diese technisch hochentwickelte Menschheit plötzlich auf einen so andersartigen Gegner stößt? Nicht ohne Grund wird am Anfang jener warnende SF-Autor erwähnt.
Nebenbei ist natürlich auch viel Raum, um Fragen von persönlicher Ehre und des Mutes zu berühren, schwierige Entscheidungen sind zu fällen und zwischen Personen und ganzen Rassen entwickeln sich neue Beziehungen. Auch die Politiker bekommen wieder ihre gewohnten Schläge ab, sofern die Handlung es zuläßt. Ein paar dieser Gestalten verursachen regelrechten Ekel, sie sind also ziemlich lebensnah beschrieben... 

SX 96

Baen Books 1997, 630 Seiten, $ 6.99

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