Michael McCollum: Antares Passage
Michael McCollum: Antares Passage
(Heyne 06/5924)
"Antares erlischt" (s. SOLAR X 74) war der erste Teil des sogenannten
Antares Zyklus von McCollum. Er erschien 1986. Ein Jahr darauf folgte "Antares
Passage", was nun mit über zehn Jahren Verspätung auch auf Deutsch
erschien. Der zweite Band hat ein schöneres Cover und einen besseren
Titel als der erste, nämlich den Originaltitel. Ich erinnere daran,
aus "Antaresdämmerung" wurde das sogar inhaltlich verkehrte Erlöschen
gemacht.
Der Stern ist nämlich nicht erloschen, sondern zur Supernova geworden.
Dadurch gerieten die Faltpunkte in Unordnung, die der Menschheit die überlichtschnellen
Reisen in der Galaxis ermöglichten. Die Welt Alta wurde für über
hundert Jahre ganz abgeschnitten und fand im ersten Teil wieder Anschluß
an zumindest eine andere Welt, Sandar. Leider war die Menschheit durch
die Verschiebung der Faltpunkte auch in unfreiwilligen Kontakt mit den
aggressiven Ryall gekommen, die aufgrund ihrer Geschichte bei der Begegnung
mit einer anderen Spezies nur deren Vernichtung im Sinn haben.
Im zweiten Band geht es nunmehr darum, daß sich eine Flotte auf
den Weg macht, um zur Erde zu gelangen. Der direkte Weg ist durch die Ryall
abgeschnitten, aber da gibt es ja noch die Strecke über Antares. Mit
ein paar technischen Verbesserungen sind die Schiffe der Menschen in der
Lage, die verstrahlten Überreste der Nova zu passieren.
Zunächst stoßen Kapitän Drake und seine Leute auf ein
scheinbar verlassenes System. Als doch plötzlich ein Frachtschiff
des Feindes von einer Bergbaukolonie startet, ist das Geheimnis der Menschen,
daß sie durch die Antares Passage fliegen können, in Gefahr.
Man bringt das Schiff auf und erobert den Planeten, auf dem nur ein paar
Handvoll Ryall sind. Interessant wird es, weil der Autor hier auch den
Feind zu Wort kommen läßt. Teilweise werden Kapitel aus der
Sicht der Leiterin des Bergwerkes erzählt. Allerdings bestätigt
sich dadurch nur, was der Leser schon aus Band 1 weiß: Selbst Ryall,
die nicht der Kriegerkaste angehören, sind geistig nicht in der Lage,
sich eine Koexistenz vorzustellen. Für sie sind die Menschen nur böse
Ungeheuer, die ihre Rasse allein durch ihre Anwesenheit bedrohen. Bethany,
die Verlobte von Drake und erbliche Botschafterin der Erde auf Alta, will
das lange nicht akzeptieren. Sie versucht, die gefangene Bergwerkschefin
zu überzeugen... vergebens.
Im nächsten Anlauf gelingt es der Expedition, ein System zu erreichen,
von dem aus der nächste Halt die Sonne ist. Die Menschheit ist recht
erstaunt, die verlorenen Kolonisten wiederzusehen und auffallend zurückhaltend,
als es um Hilfe im Krieg geht. Die Menschheit wird seit der Nova von den
Ryall angegriffen, und inzwischen hat sich eine gewisse Kriegsmüdigkeit
eingestellt.
Der Roman ist am besten als Space Opera zu bezeichnen, wenn er auch
viele Züge von MSF trägt. Aber es geht um mehr als die militärischen
Handlungen der Protagonisten. In klassischer hard SF Manier beschreibt
McCollum die Expedition, läßt wissenschaftliche Details einfließen
und kontrapunktiert politisches Hin und Her mit der Liebesgeschichte zwischen
Drake und Beth.
Auch hier bleibt das Ende wieder offen, man spricht davon, die Heimatwelt
der Ryall Spica anzugreifen, um dem Spuk ein Ende zu machen.
Natürlich hat diese ganze Philosophie, so logisch sie dem Leser
auch erklärt wird, etwas sehr fragwürdiges an sich. Die Menschen
sind die Guten, sind zu Verhandlungen und zur Toleranz bereit (selbst nach
den Millionen Toten von New Providence). Der Feind, die Aliens, ist geistig
so unflexibel, daß er offenbar nur ausgerottet werden kann. Aber
mit dieser Folgerung stellt McCollum die Menschheit auf eine Stufe mit
den Ryall. Die eine Alibi Frau Beth, die noch nach einem Ausweg sucht,
scheitert ebenfalls. Weibliches Einfühlungsvermögen ist wohl
doch eher Schwäche, männliche Kampfbereitschaft die einzige (End
) Lösung? Hier gibt es keine Mißverständnisse, die man
mit Reden bereinigen könnte. Die einzige Reaktion auf den Fremden
heißt: vernichte ihn! Diese Botschaft ist für heutige SF nicht
unbedingt einzigartig, wenn man auch sagen muß, daß es etliche
Gegenbeispiele gibt. "Alien" steht "Enemy Mine" gegenüber, "Independance
Day" hat seinen Widerpart in "Contact" um nur Filme zu zitieren. Vielleicht
versteht es McCollum ja in folgenden Bänden, den Konflikt zu lösen,
ohne daß die Menschen ganze Welten ausrotten müssen. Da kann
man nur hoffen und abwarten.
Antares Passage, (c) 1987 by Michael McCollum, übersetzt von Walter Brumm 1998, 395 Seiten, DM 14.90
SX 100
Kommentare
Kommentar veröffentlichen