Roger MacBride Allen: Die Zerschmetterte Sphäre
Wo, zum Geier...?
Roger MacBride Allen: Die Zerschmetterte Sphäre
Die Heimgesuchte Erde Zweiter Roman
(Heyne 06/5913)
Klirr! machte es. Ich hatte alles fallengelassen und mit allem aufgehört,
was ich gerade unwichtiges trieb, als das Buch ankam. Nach dem Super Ersten
Roman der "Heimgesuchten Erde" (s. SX 97) erwartete nicht nur ich im Club
ungeduldig die Fortsetzung. Und das nicht, um es noch einmal zu betonen,
weil irgend etwas im 1. Teil unbefriedigend offen geblieben wäre.
Dem Vorwort des Autors nach ging es Fans weltweit ähnlich.
Wie schon im ersten Band findet sich der Leser auch hier wieder in
einem Strudel schnell wechselnder Handlungsorte, stränge und träger,
was jedoch nicht störend wirkt. Und das muß man schon als genial
bezeichnen, denn der Gegenbeispiele gibt es viele.
Auf der entführten Erde, die sich immer noch im Multisystem der
Charonier befindet, sind fünf Jahre vergangen. Die Menschen haben
sich nicht mit ihrem Schicksal abgefunden, wenn sie auch weiterleben müssen.
Aber das Leben ist anders geworden. Unaufdringlich deutet der Autor mit
ganz wenigen Protagonisten auf der Erde an, wie jeder Aspekt des Alltags
von den Ereignissen gezeichnet ist. Und natürlich sind da auch noch
die Wissenschaftler, die enorme Mittel und Anstrengungen auf die Erforschung
des Multisystems konzentrieren. Das wird nicht gerade dadurch erleichtert,
daß man nur ein Raumschiff im All hat, das nirgends landen kann,
und man auch keine weiteren starten kann weil die sogenannten KERNe alle
vernichten. (Im Englischen hatte der Begriff CORE sogar eine Bedeutung,
die in der Übersetzung nur einmal genannt wird.)
Im Sonnensystem arbeitet man genauso angestrengt daran, die Überreste
der vernichteten Charonier zu erforschen. Dabei gelingt es, einen seit
fünf Jahren verschollenen Mann wiederzufinden und mit seiner Hilfe...
Aber halt mal. Das geht doch so nicht. Auf keinen Fall kann ich hier
noch mehr vom Inhalt des Buches erzählen, selbst wenn dadurch die
Rezension unangemessen kurz ausfällt. Diese (bisher) zwei Bücher
sollte man selbst lesen, unbedingt! Empfehlenswert sind sie für einen
ganz bestimmten Lesertyp. Wer echte, atemberaubende Science Fiction mag,
in der viel Wissenschaft vorkommt, findet in diesen Büchern sicher
genug davon. Natürlich nicht in der Form, wie sie früher mal
üblich war, wo die Handlung unterbrochen wurde, damit ein Protagonist
einem anderen und damit dem Leser seitenlange Vorträge halten konnte.
Wir leben schließlich in den 90er Jahren! Die Handlung läßt
einen kaum zur Ruhe kommen, und als die wahre Bedrohung für die Erde
klar wird, überschlägt sich sowieso alles.
Trotz der relativ großen Zahl der handelnden Figuren verliert
man nicht den Faden, und jede Gestalt ist ein gut gezeichneter Charakter.
Ihre nachvollziehbaren Schicksale bilden im Buch ein Pendant zu der beinahe
schon unfaßbaren Enormität der geschilderten Ereignisse. Die
fremde Macht der Sphäre verhält sich den Menschen gegenüber
völlig indifferent, obwohl sie offenbar nicht ganz unbemerkt von ihr
bleiben. Wie ein Geier und Ameisen, lautet ein Bild, das im Buch angebracht
wird.
Nun, die Ameisen tun am Ende etwas, das die Aufmerksamkeit des Geiers
erregen sollte. Wo zum Geier also, Herr MacBride Allen, bleibt die Fortsetzung!?
The Shattered Sphere, © 1994 by Roger MacBride Allen, übersetzt von Martin Gilbert 1998, 565 Seiten, DM 16.90
SX 99
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