Lois McMaster Bujold: Waffenbrüder

 Lois McMaster Bujold: Waffenbrüder
(Heyne 06/5538)


Wer A sagt, muß auch B sagen, und B heißt in diesem Falle Barrayar. Aus irgendeinem Grund habe ich versäumt, bisher diesen Band des Zyklus’ zu lesen und zu besprechen. Da das schlecht in der Statistik aussieht, habe ich das nun nachzuholen.
„Waffenbrüder“ ist der direkte Vorgänger von „Spiegeltanz“ (s. SX 95). Vieles, was dort erwähnt wurde, passiert also genau hier.
Miles Vorkosigan ist in seiner Identität als Admiral Naismith mit seiner Söldner-Raumflotte der Dendarii von einem verlustreichen, wenn auch erfolgreichen Einsatz zurückgekehrt und im Orbit um die Erde angekommen. Die Erde ist nicht gerade ein zentraler Ort in diesem Universum Bujolds, eher ein friedlicher, ruhiger Platz, an den man sich zurückziehen und seine Wunden lecken kann. (Nun ja, friedlich und ruhig - was man als Lord Vorkosigan schon so darunter versteht!)
Miles meldet sich bei seiner Botschaft auf der Erde, und in seiner Identität als Leutnant (im Sicherheitsdienst) Vorkosigan wird er dem dortigen Attaché unterstellt. Noch nie waren Naismith und Vorkosigan so nah „beieinander“. Klar, daß dadurch zunehmende Verwicklungen ausgelöst werden, denn nur sehr wenige Personen wissen, daß sie ein und derselbe sind. Das wird nicht gerade dadurch erleichtert, daß die Cetagendaner wegen seiner letzten Mission Mordkommandos auf den Admiral angesetzt haben und die Komarraner den Leutnant durch einen Klon ersetzen wollen, um die Macht auf Barrayar zu übernehmen...
Gelegenheit also zu recht viel Action und Verwirrung, Gefangennahmen und Fluchten. Man kommt als Leser voll auf seine Kosten, vorausgesetzt, man kennt sich in den Zyklus aus. Sicher könnte man das Buch auch so lesen, aber Andeutungen früherer Ereignisse bleiben für einen zufälligen Leser eben nur schwer nachvollziehbare Andeutungen. Ein solcher Zyklus ist ja gut und schön, bei einer gewissen Anzahl von Büchern muß man aber davon ausgehen, daß neue Leser eher abgeschreckt werden, und sei es nur aus finanziellen Gründen.
Miles trifft auf seinen Klon Mark und verhält sich in der für ihn typischen Manier. Statt in dem Klon eine Bedrohung zu sehen - schließlich wurde der ja nur für Mord und Intrigen konditioniert - versucht er, seinen „kleinen Bruder“ zu retten. Edel ist der Held, hilfreich und gut. Zum Glück nicht so naiv verblödet wie andere literarische Helden, für die ihre Schöpfer dasselbe beanspruchen.
Die Frage, die sich Miles am Ende des Romans stellt, ist daher etwas akademisch, aber gönnen wir dem gestreßten Mann doch ruhig seine Selbstzweifel:
„»Eine rein militärische Operation ... Da gibt es klipp und klar nur die Guten und die Bösen.«
»Großartig«, sagte Quinn, »und wer sind wir?«
Über die Antwort auf diese Frage dachte Miles immer noch nach, als die Flotte den Orbit verließ.“
Die Hauptsache im Barrayar-Zyklus sind nicht so sehr die militärischen Aktionen oder politischen Intrigen, es ist doch mehr der ziemlich ungewöhnliche Held Miles, dessen Persönlichkeit in den meisten der Bände eine zentrale Rolle spielt. Man beginnt sich als Leser dafür zu interessieren, wie er „weiterleben“ wird und hofft schon auf den nächsten Band, der seine Geschichte fortsetzt. Vielleicht doch ein Grund, das Geld für einen kompletten Zyklus auszugeben?

Brothers in Arms, © 1989 by Lois McMaster Bujold, übersetzt von Michael Morgental 1996, 382 Seiten, DM 14.90 

SX 102

 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Damsel – der Film

A. C. Crispin: Alien - Die Wiedergeburt

C. J. Cherryh: Inheritor