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David Gerrold: Inmitten der Unendlichkeit

  David Gerrold: Inmitten der Unendlichkeit (Bastei Lübbe 23180) Mit diesem Roman liegt nun die Fortsetzung von „Die Reise der Jona“ (SOLAR-X 98) vor. Ein weiterer Band, „Sternenjagd“, ist bereits erschienen und wird demnächst hier besprochen. Abgesehen von dem Beharren der Klappentextautoren, das Raumschiff „Sternenwolf“ immer noch „Jona“ nennen zu wollen, wobei sie nicht einmal in der Lage sind, diesen Begriff richtig zu interpretieren, schließt sich auch der Inhalt des Buches unmittelbar an den ersten Teil an, den man zum Verständnis besser genau kennen sollte. Das Schiff Kapitän Kories befindet sich nach dem letzten Abenteuer, bei dem ein morthanischer Saboteur an Bord gelangte, in der Nähe des strategisch wichtigen Stardocks, mitten im Nirgendwo. Die „Sternenwolf“ ist von feindlicher Nanotech verseucht, und es stellt sich auch bald heraus, daß der Saboteur sogar einen sogenannten Kobold an Bord schmuggeln konnte, ein lebendes Geschöpf, das nur ein Ziel kennt: das Schiff am Fort

Jack McDevitt: Die Küsten der Vergangenheit

  Beklemmend realistisch Jack McDevitt: Die Küsten der Vergangenheit (Bastei Lübbe 24235) Eines schönen Tages gräbt ein amerikanischer Farmer in der Nähe der Grenze zu Kanada auf seinem Land eine Yacht aus. Sie ist wie neu, auch wenn sich später herausstellt, daß sie über zehntausend Jahre alt sein muß. Damals war nämlich der letzte Zeitpunkt, wo man in der Gegend segeln konnte... Das unzerstörbare Material ist ein Element weit jenseits der Transurane, was eine Chemikerin namens April in die Handlung bringt. Sie und Max, ein Pilot, werden zu den zentralen Figuren des Geschehens. Maxens Suchideen bringen bald eine weitere, viel wichtigere Entdeckung: ein vergrabenes Rundhaus aus demselben Material. Es zeigt sich, daß es nicht nur der Überrest von irgendwas ist, sondern einen funktionsfähigen Materietransmitter birgt, ein Tor zu einer Reihe von anderen Welten oder Orten. Man beginnt mit der Erforschung des Rundhauses, und bald strömen Neugierige zuhauf herbei. Aber auch Spinner, Terro

Lois McMaster Bujold: Waffenbrüder

  Lois McMaster Bujold: Waffenbrüder (Heyne 06/5538) Wer A sagt, muß auch B sagen, und B heißt in diesem Falle Barrayar. Aus irgendeinem Grund habe ich versäumt, bisher diesen Band des Zyklus’ zu lesen und zu besprechen. Da das schlecht in der Statistik aussieht, habe ich das nun nachzuholen. „Waffenbrüder“ ist der direkte Vorgänger von „Spiegeltanz“ (s. SX 95). Vieles, was dort erwähnt wurde, passiert also genau hier. Miles Vorkosigan ist in seiner Identität als Admiral Naismith mit seiner Söldner-Raumflotte der Dendarii von einem verlustreichen, wenn auch erfolgreichen Einsatz zurückgekehrt und im Orbit um die Erde angekommen. Die Erde ist nicht gerade ein zentraler Ort in diesem Universum Bujolds, eher ein friedlicher, ruhiger Platz, an den man sich zurückziehen und seine Wunden lecken kann. (Nun ja, friedlich und ruhig - was man als Lord Vorkosigan schon so darunter versteht!) Miles meldet sich bei seiner Botschaft auf der Erde, und in seiner Identität als Leutnant (im Sicherhei

Piers Anthonys Xanth

Wortspiele bis zum Exzess Piers Anthonys Xanth (Teil1) Im SOLAR-X 68 hatte ich schon einmal versucht, mit der Besprechung des Xanth-Zyklus zu beginnen. Zwar las ich nach „Chamäleon-Zauber“, dem ersten Band, schon damals noch zwei weitere, aber besprochen habe ich sie dann doch nicht. Das liegt nicht etwa daran, daß es ab dem zweiten Band keinen Spaß mehr macht, diesen Zyklus zu lesen, im Gegenteil. Ich kam einfach nicht mehr dazu. Erst jetzt fing ich wieder an, die Bücher von Anfang an durchzulesen. Der Zyklus ist ziemlich alt, aber dann auch wieder nicht. „Chamäleon-Zauber“ erschien 1977 (dt. 1983) - doch weitere Bände kommen bis heute in schöner Regelmäßigkeit heraus. Bei einem Autor, der im Jahr drei oder vier Romane abliefert, kein Wunder. (Romane meine ich, keine Heftchen...) Xanth ist ein Land - genauer: eine Halbinsel - auf einer ansonsten scheinbar recht normalen Welt, das sich von dieser dadurch unterscheidet, daß es in ihm Magie gibt. Es gibt sie nicht einfach nur, sie dur

Michael McCollum: Antares Passage

Michael McCollum: Antares Passage (Heyne 06/5924) "Antares erlischt" (s. SOLAR X 74) war der erste Teil des sogenannten Antares Zyklus von McCollum. Er erschien 1986. Ein Jahr darauf folgte "Antares Passage", was nun mit über zehn Jahren Verspätung auch auf Deutsch erschien. Der zweite Band hat ein schöneres Cover und einen besseren Titel als der erste, nämlich den Originaltitel. Ich erinnere daran, aus "Antaresdämmerung" wurde das sogar inhaltlich verkehrte Erlöschen gemacht. Der Stern ist nämlich nicht erloschen, sondern zur Supernova geworden. Dadurch gerieten die Faltpunkte in Unordnung, die der Menschheit die überlichtschnellen Reisen in der Galaxis ermöglichten. Die Welt Alta wurde für über hundert Jahre ganz abgeschnitten und fand im ersten Teil wieder Anschluß an zumindest eine andere Welt, Sandar. Leider war die Menschheit durch die Verschiebung der Faltpunkte auch in unfreiwilligen Kontakt mit den aggressiven Ryall gekommen, die aufgrund ihrer

Damsel – der Film

  Damsel – der Film Das Buch von Evelyn Skye kenne ich nicht, daher kann ich nicht beurteilen, wie die Verfilmung im Verhältnis zur Vorlage ist. Der Film ist in erster Linie ein Film mit Millie Bobby Brown, denn alle anderen Personen spielen nur unbedeutende Nebenrollen, die nur dazu dienen, Prinzessin Elodie in eine Höhle zu bringen, in der ihr Spiel mit einem Drachen beginnt. Elodie, welche anfangs noch keine Prinzessin ist, sondern Holz hackt, soll den Prinzen eines fernen Inselstaates heiraten, den sie nicht kennt. Dadurch soll ihrem eigenen, darbenden Volk geholfen werden. Aufopferungsvoll reist sie mit ihrer Familie auf die Insel, verbringt eine Stunde oder so mit dem Prinzen und lässt sich heiraten. Nach der Zeremonie schafft man sie in die Berge und schmeißt sie in einen Abgrund. Das – so zeigt sich zur geringen Überraschung des Zuschauers – ist bei denen Routine. Nachdem Elodie unwahrscheinlicherweise den Sturz überlebte, wandert sie ein wenig durch Pappmache-Höhlen, fin

Astro Teller: Hello, Alice

Astro Teller: Hello, Alice (Fretz & Wasmuth) Eine Möglichkeit, einen Roman zu schreiben, die zumindest heute kaum noch benutzt wird, ist die Briefform. Der Briefroman erfreute sich im 18. Jahrhundert für eine gewisse Zeit einiger Beliebtheit; Grund für die Wahl dieser Form ist vielleicht die Vermittlung einer angestrebten Authentizität. Übrigens ist Goethes "Die Leiden des jungen Werther" der berühmteste Briefroman. N. Baker versuchte sich 1992 mit einem Telefonromen ("Vox"). In der SF gibt es ein paar Brief Stories. Was wir hier haben, ist eine weitere Wiederbelebung des Briefromans für die 90er Jahre: ein e-mail Roman. Der Autor, Astro Teller, ist der Enkel von Edward Teller, dem Erfinder der Wasserstoffbombe. Er selbst ist Spezialist für Computerwissenschaften und Künstliche Intelligenz. Folgerichtig geht es darum auch in "Hello, Alice". Wie er selbst in einem Interview sagte: »Abgesehen davon war ich als KI Wissenschaftler auch immer recht enttä