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Chrys Cymri: Dragons can only Rust & Dragon Reforged

Die gebürtige Kalifornierin Chrys Cymri Tremththanmor lebt heute in Wiltshire, England. Sie arbeitet tagsüber in einer Bank und schreibt nachts SF und Fantasy von der ich allerdings nur die beiden vorliegenden Romane kenne. "Drachen können nur rosten" und "Der Drache neu geschmiedet", das ist sicher wieder mal humoristische Fantasy, dachte ich. Aber da irrte ich mich. Ob es überhaupt Fantasy genannt werden kann, ist zweifelhaft. Und ernsthaft sowie dramatisch geht es in den Büchern auch zu. Die Erde in der fernen Zukunft: Ein globaler Zusammenbruch hat sie beinahe vollständig unbewohnbar gemacht, die letzten Reste einer technischen Zivilisation befinden sich in der abgeschirmten Zitadelle und ihren Domänen; im Asteroidengürtel schuften sich die Miners für die Lords und Ladies Bürger krumm. Außerhalb der Domänen gibt es nur Wüste, ein paar vereinzelte Niederlassungen von nomadisierende Stämmen, die fast schon auf Jäger und Sammler Niveau abgesunken sind, und ein Klo...

Esther Friesner: Wünschelzeit

Ein weiteres kurzweiliges Buch von Esther Friesner aus dem Bereich der Fun Fantasy. Es gehört nicht zu der hier schon besprochenen Reihe über die Welt Orbix, aber auch hier spielt eine (sprechende) Katze eine bedeutsame Rolle. Die Autorin, die das Buch auch allen ihren Katzen widmete, scheint eine Liebhaberin dieser Tiere zu sein. Die Hauptpersonen im Buch, das im Orient handelt, sind allerdings Dschinns. Also handelt das Buch genauer gesagt im Orient der Märchen. Der etwas eingebildete Musterschüler der Dschinnschule Khalid wird von seinem Lehrer probehalber in eine Lampe geschickt, um einem Sterblichen die üblichen drei Wünsche zu erfüllen. (Das Kleingedruckte dabei: nicht mehr und man darf keinen Wunsch dazu verwenden, sich weitere zu wünschen.) Da Khalid bei der Lektion über Menschen aber gefehlt hatte, hält er eine Katze, die sich an seiner Lampe reibt, für seinen Meister und erfüllt ihr drei einfache Wünsche. Ein Mensch namens Haroun nimmt Katze und Lampe danach mit. Für diese b...

Damon Knight: Der Mann im Baum

Die äußerliche Gestaltung ein nackter Mann vor einem Baumstamm ist so unpassend wie der Satz "Er sah die herrlichen Wunder fremder Welten und brachte ihr Licht auf die dunkle Erde" auf dem Cover. Weder das eine noch das andere hat etwas mit dem Buch zu tun. Es geht in dem Roman in erster Linie um Gene Anderson, Sohn eines Zimmermanns, dessen Leben von der Geburt bis ins reifere Alter verfolgt wird. Gene ist nicht nur ungewöhnlich großwüchsig, er hat auch ein übernatürliches Talent, das er zu seinem Glück sehr lange geheimhält. Er kann mit seinem Geist in Parallelwelten greifen und Dinge von dort herüberbringen, oder umgekehrt. Diese Fähigkeit hat noch andere Auswirkungen, z.B. kann er sich und andere heilen, und er kann damit auch töten. Knight thematisiert damit wieder einmal ein altes SF Motiv. Der "Freak" und die Reaktion seiner Umgebung auf ihn, die in fast jedem Fall ablehnend bis aggressiv ist. Gene ist als Kind schon wegen seiner Körpergröße ein Freak und wi...

A. A. Attanasio: Radix

Ich weiß selbst nicht, wieso ich das Buch, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, zuende gelesen habe. Vielleicht, weil ich hoffte, am Schluß doch noch einen tieferen Sinn zu finden? Vielleicht aus einem selbstquälerischen Impuls heraus? Attanasios Erstling ist ein unglaublich schwer lesbares Stück SF. Ihn mit Frank Herberts "Wüstenplanet" zu vergleichen, ist Unsinn und offenbart nur die Hilflosigkeit, mit der man vor diesen 570 Seiten steht. Dabei ist der Inhalt bzw. die Handlung nicht mal so einzigartig, wie man dem Leser glauben machen will. Zumindest in einer groben Struktur erinnerte sie mich an viele ältere SF Sagas, die ich mal gelesen habe. Es muß da eine gewisse Zeit gegeben haben, wo sich in die SF Elemente des Mystizismus, wirre esoterische Vorstellungen einschlichen. Helden transzendierten regelmäßig zu Überwesen mit einer Bestimmung. Schicksalhafte Prozesse jenseits aller Naturwissenschaft lenkten das Universum... Na ja. Zumindest ist die Art, wie der Autor es um...

Roger MacBride Allen: Der Ring von Charon

  Die Heimgesuchte Erde Erster Roman (Heyne 06/5912) Beim Lesen von SF kann es manchmal vorkommen, daß lange Zeit nichts geschieht, was besonders aufregend wäre. Und eines Tages, wenn man schon glaubt, daß das Genre wohl nichts neues mehr zu bieten hätte, schafft es ein Autor doch wieder, zu überraschen. Roger MacBride Allen beginnt nun zwar auch einen dieser gefürchteten Zyklen, die aus so dicken Büchern bestehen, daß manche Verlage aus ihnen zwei oder drei Teile gemacht hätten, aber er verspricht im Vorwort, daß man seine Bücher immer verstehen wird, "ohne ein Dutzend anderer Titel gelesen zu haben." Das ist eine Beruhigung. Ob man "Der Ring von Charon" in jedem Fall verstehen kann, sei dahingestellt, denn es handelt sich hier um reinste hard core SF. Der Autor mutet seinen Lesern schon einige gedankliche Ausflüge in wissenschaftliche und pseudowissenschaftliche Gefilde zu, die beispielsweise eines James P. Hogan würdig wären. Personenregister, Anhang und Glossar...

Timothy Zahn: Conquerors' Pride

  "Der Stolz der Eroberer" heißt das Buch, aber wer die Eroberer wirklich sind und worauf sie stolz sind, wird bis zum Schluß nicht so recht klar. Und was heißt Schluß? Die Handlung hört wieder einmal unverhofft auf und vertröstet mit einem Preview auf "Conquerors' Heritage". Timothy Zahn ist uns natürlich kein Unbekannter. Vor allem bei Star Wars machte er sich einen Namen, aber auch schon mit seinen früheren Werken, wie z.B. "Die Blackcollar-Elite". In SX wurden von ihm "Kriegspferd" (SX 34), "Zeitbombe" (SX 53) und "Astra" (SX 92) besprochen. Nun also ein "brillantes schöpferisches neues Action-Epos", wie man auf dem ansonsten interessanten Titelbild von Paul Youll lesen kann. Interessant deshalb, weil es doppelt vorhanden ist. Außen ein irdisches Raumschiff und die Schrift, eine Seite weiter dasselbe Raumschiff, aber anstelle der Schrift ein unförmiges außerirdisches Raumschiff, das fröhlich herumballert. S...

David Weber & Steve White: In Death Ground

  Mit diesem umfangreichen Buch haben Weber und White den dritten Roman aus ihrem "Starfire-Universum" vorgelegt. Die ersten waren "Crusade" und "Insurrection" ( s. SX 83). Auffallend an diesem "Zyklus" ist, daß er nicht chronologisch abläuft. Der zuerst erschienene Band "Insurrection" liegt in seiner Handlung auch jetzt noch relativ weit in der Zukunft, "In Death Ground" spielt ein paar Jahrzehnte nach dem verhängnisvollen Kreuzzug in "Crusade". Das hat bisher nicht besonders gestört, da die Handlung der einzelnen Bücher in sich abgeschlossen war und nur über das Universum und einige Personen miteinander zusammenhing. Der nächste Band muß nun aber etwas anders geartet sein, denn der gerade aktuelle Krieg ist noch längst nicht vorbei! Ja, natürlich geht es um Krieg, worum denn auch sonst? Eine kleine Vermessungseinheit der menschlichen Föderation, mit welcher die Orioniden und Ophiuchi verbündet sind, erkundet neue ...